Erster Monat Uppsala

Ich bin jetzt seit etwa 3 Wochen in Uppsala und schwer begeistert! Das Wetter ist zwar ziemlich mies, so eine Mischung aus Regen, Wind, Kälte und ab und an etwas Schnee, aber dafür ist die Stadt selbst genial. Ich bin in einem kleinen Vorort von Uppsala untergekommen. Flogsta (Sprich Fluugsta) heißt der und wird fast nur von Studenten bewohnt. Es gibt hier mehrere große Studentenwohnheime und eigentlich ist immer was los. Jeden Abend um 22:00 gibt es den Flogsta-Scream: Das bedeutet, dass jeder sein Fenster aufmacht und so laut schreit, wie er kann! Sehr spaßig!



Ich lebe zusammen mit 9 Schweden und einer schwedischen US-Amerikanerin auf einem Flur. Die Mädels sind alle sehr nett und sehr blond ;-) und von den Jungs krieg ich kaum was mit. Ist wohl generell so mit den männlichen Schweden: Die sind seehr schüchtern. Aber wenn man erstmal mit ihnen ins Gespräch kommt, freuen sie sich total, dass man sie bemerkt hat..

Es ist eine nette Erfahrung so in einer WG zu leben. Wir teilen uns Küche und Aufenthaltsraum, das ist aber ganz witzig. Es ist nicht ganz so intim wie bei der Armee, dafür hat man mehr Verantwortung. Also Spülen, Putzen, Müll etc... Aber damit habe ich hier eigentlich kein Problem. Härter ist es für die Leute, die nur Exchange-Students auf ihrem Flur haben. Ziemlich abgeranzt, weil sich keiner Mühe gibt. Bleiben ja alle nur für begrenzte Zeit.

Meine Stube hat 19 m2 und hat ein eigenes Badezimmer. Zuerst war es etwas sehr karg, aber ich war bei IKEA (Wo sonst?) und habe die Kinos in der Stadt abgeklappert nach alten Filmplakaten. Jetzt ist es hier richtig gemütlich! Ein halbes Jahr werde ich es hier wohl definitiv aushalten. Allerdings etwas kalt.

Am Mittwoch vor 2 Wochen hatte ich meinen ersten Uni-Tag und ich glaube ich will hier echt nicht mehr weg. Das System ist meiner Ansicht nach so viel besser! Man hat immer nur einen Kurs auf einmal, dafür aber nur für 5 Wochen. In diesen 5 Wochen konzentriert man sich nur auf diesen einen Kurs (30SWS) und am Ende gibt es ein Examen. Dann fängt der nächste Kurs an. Dadurch ist man nicht so abgelenkt mit vielen unterschiedlichen Kursen. Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, mach ich drei Scheine hier und bin dann scheinfrei im Hauptfach! Strike! Das heißt aber auch, dass ich dann richtig ranklotzen muss, wenn ich wieder zurück bin, weil ich dann keine Entschuldigung mehr dafür habe noch nicht mit der Magisterprüfung anzufangen... Irks..

Aber das Beste sind die Studenten-Nationen. Das ist eine Tradition aus Uppsala und ist so eine Mischung aus ASTA und Verbindung. Es gibt 13 Nationen, die jeweils alle Regionen Schwedens abdecken. Aber als Exchange kann man sich seine Nation aussuchen. Ich habe mich für die älteste entschieden: Södermansland-Nerike (S'Nerike). Die haben mit eines der schönsten Häuser und ein gutes Angebot von Restaurant bis Party! Das Gute an den Nationen ist, dass man Alkohol hier steuerfrei bekommt. Sprich für ein Bier zahle ich hier nur zwischen 20-35 Kronen. Der Kurs ist etwa 1€ = 10,5 Kronen. Normalerweise bekommst Du ein Bier nicht unter 50! Also genial! Gestern hatte ich den offiziellen Empfang von meiner Nation, mit Rede im Hauptgebäude der Uni (Wo zufällig auch gerade die schwedische Prinzessin war!), Diner-party (sehr cool), viel Alkohol und anschließender Party mit Tanz und Bier!

Schweden ist meiner Ansicht nach nicht deutlich teurer als Deutschland, abgesehen vom Alkohol. Aber dieser erste Monat war trotzdem derbe teuer. Mit den ganzen Anschaffungen, Anmeldegebühren, Miete, nicht zu vergessen die Fee's für die ganzen Dinnerparties, die in nächster Zeit auf mich zu kommen! Zum Glück habe ich meinen Anzug dabei! Ansonsten war ich noch beim Pub-Crawl durch alle Nationen (Wir haben aber nur 8 geschafft), beim Disco-Bowling (Oh yeah), diversen Buffets und Filmabenden. Die Nationen organisieren nämlich dauernd irgendetwas. Man hat hier also echt Spaß.

Am letzten Wochenende habe ich mit ein paar Bekannten und Freunden eine Tour nach Tallinn in Estland gemacht. Für unter 40€ über Stockholm auf die Fähre, nach Estland und zurück. Dafür dann sehr lustige Party auf dem riesigen Fährschiff mit viel Duty-Free-Alkohol. In Tallinn selbst hatten wir leider nicht so viel Zeit, aber die Stadt hat einen starken Eindruck auf mich gemacht. Die Altstadt ist fast original Hanse und gut restauriert. Ich denke, man kann hier bestimmt mal ein paar Tage bleiben. Die Rückfahrt war dann aber kein Spaß mehr. Wir hatten ordentlich Seegang, ich hatte seit 2 Tagen nichts ohne Alkohol getrunken und außer einer Pizza und Chips nichts gegessen. Ich war so seekrank, ich wollte nur noch sterben...

Naja, Montag-Abend ist dann wieder Rugby-Training und das ist echt spitze. Ich hab das Aussie-rules-Team noch nicht gefunden, daher bin ich erstmal dem lokalen Rugbyteam beigetreten. Das Spiel selbst finde ich zwar recht verwirrend, aber das Fitness-Training ist der Hammer. Bin mal gespannt, wie es dann ist, Rugby auch zu spielen. Allerdings habe ich mir beim letzten Mal ziemlich heftig die Oberschenkel beim Sprinten gezerrt. Ich hoffe, das ist dann wieder in Ordnung!

Bringt mich zum letzten Punkt: Ich komme über Ostern nach Berlin (Freitag und Samstag spielt Uppsala Rugby gegen Berlin). Ich komme am Dienstag vor Ostern in Berlin an und bleibe bis Sonntag! Also vielleicht hast Du ja Zeit und wir können was unternehmen? Findet sich bestimmt was. Ich melde mich noch mal davor...

Insgesamt fühle ich mich hier echt wohl und auch die Sprache scheint recht einfach zu sein. Mein Sprachkurs beginnt zwar erst nächste Woche, aber ich verstehe schon eine Menge. Zumindest beim Lesen.
Also ich bin jedenfalls überzeugt, dass das hier ein spannendes, effektives und sehr lustiges halbes Jahr wird!

Leider ist meine Digicam gleich am ersten Tag hier drauf gegangen. Kann also noch etwas dauern, bis es Fotos zu sehen gibt, aber ich bemühe mich, Ersatz aufzutreiben...