Freitag, 10. August 2007

Hebron

Heute habe ich mit meiner Mutter Hebron besichtigt und das war echt eine ganz intensive Erfahrung. Hebron ist eine der größeren Städte im palästinensischen Autonomie-Gebiet und der Ort, an dem Abraham begraben liegt. Da dieser ja der Stammvater der Juden ebenso wie der Araber ist, gibt es hier einen besonders starken Gebietskonflikt.

Die aktuelle Situation ist die, dass sich radikale jüdische Siedler mitten in der Altstadt dieser von ca 60.000 Palästinensern bewohnten Stadt eingenistet haben. Allerdings nicht vertikal sondern horizontal. Diese Stadt besteht aus 2 Etagen, unten leben die Palästinenser, während sich etwas über 100 Siedler die oberen Etagen der Häuser zu eigen gemacht haben. Diese sind durch Stacheldraht und Stahltore von den darunterliegenden arabischen Wohnungen getrennt, selbst die Checkpoints befinden sich auf den Dächern der Häuser. Zwischen den Straßen sind Netze gespannt, weil die Siedler sich all ihren Mülls mit einem Wurf auf die Straße entledigen, und die Araber es satt hatten, ständig davon getroffen zu werden.

Die 2 Etagen von Hebron


Wir wurden von einer Frau, die im Rahmen eines Frauenprojektes bestickte Stoffe in ihr Haus in der Altstadt eingeladen. Alle Türen sind geöffnet und verschweißt, damit die IDF (Israelian Defence Force) jederzeit reinkann um Kontrollen durchzuführen. Wir standen auf ihrem Dach und um uns rum war alles vollerStacheldraht, da direkt nebenan die jüdische Siedlung beginnt. So was habe ich echt noch nicht gesehen. Und nicht nur, dass diese Siedler durch ihre "Siedlung" sich nicht gerade beliebt machen, haben sie heute auch nur knapp von der IDF daran gehindert werden können, Tiere in eine Moschee zu treiben. Diese Leute wollen den Krieg, dass ist unfassbar.

Wir wollten eigentlich auch das Grab Abrahams besichtigen, da es aber in einer Moschee liegt (Außer am Sabbat, da ist es eine Synagoge für die "Siedler") und es außerdem Zeit des Freitagsgebetes war, wurden wir von israelischen Soldaten abgewiesen. Für Nicht-Araber ist es dann zu gefährlich (angeblich). Auf dem Rückweg wurden wir dann noch von einem netten Palästinenser, der mal in Deutschland studiert hat angesprochen und zum Kaffee zu ihm nach Hause eingeladen. Das war wirklich sehr nett und vor Allem nicht so aufdringlich wie es sonst der Fall ist. Dort haben wir auch Abu Zacharia kennengelernt, seinen Vater, der sein über 50 Jahren Touristenführer in der Abraham-Moschee ist. So komt man zu Kontakten. Wenn ich das nächste Mal nach Hebron komen sollte, werde ich die Special-Führung durch die Moschee bekomen. Solange ich nicht am Freitag oder Samstag komme ;-)

Auf dem Rückweg sind wir an dem großen Al-Aroub-Flüchtlingslager vorbeigekommen in dem seit dem 6Tagekrieg '67 mehrere Tausend palästinenser leben. Wenn man sich jetzt aber ein verwahrlostes Camp mit zelten und Baracken vorstellt, liegt man falsch. Hier ist alles voller neuer, teilweise sehr prächtiger Häuser, nur eben hiner Stacheldraht. Die Leute die hier leben, könnten schon seit Jahrzehnten irgendwoanders ihr Haus bauen, aber warum sollten sie? Die UN bezahlt ihnen hier: Nahrung, Medizinische Versorgung, Strom, Wasser und sogar Telefon!! Warum sollten also all die Ärzte und Händler und andere bereits wohlhabenden Palästinenser das aufgeben? Die UN hält die Camps künstlich am Leben. Nicht zu vergessen ist auch die politische Komponente, das Druckmittel, das mehrere Tausend "Flüchtlinge" Israel gegenüber darstellen.

Diese Eindrücke sind in der Tat sehr verwirrend und ich hatte viel Zeit darüber nachzudenken, während wir immer wieder an israelischen Kontrolposten warten mussten.

3 Kommentare:

Hobbes hat gesagt…

Hey Fabian!

Habe Deine Einträge interessiert gelesen und bin ein klitzekleines bisschen neidisch. Wie siehts denn bei der allgegenwärtigen Überwachung mit Fotos bzw. Videos aus? Konntest du ungefährdet ein paar Eindrücke festhalten?

Gruss,

Arne

Fabian hat gesagt…

Ja, habe ein paar Fotos gemacht, ist allerdings nicht ganz so einfach, weil vor Allem die Soldaten sehr allergisch reagieren, wenn man einen Fotoapparat auf sie richtet (das habe ich schon beim letzten Mal rausgefunden).
Wenn ich zeit habe, stell ich evtl mal ein paar online!

Allerdings nur von Israel/Palestine weil ich davor keine Digitale hatte (vertraut auf Ina)und in Indien auch nicht mehr. Aber ich bin "Propagandaminister" meiner Indienexkursion, folglich Zugriff auf alle, alle Bilder! Da werdet Ihr neben meinen noch genug zu sehen bekommen!

Bis dann!

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website olyphant.blogspot.com Links tauschen