Montag, 13. August 2007

Jerusalem, Kirche und Kneset

Freitag war der Feiertag der Muslime, Samsag war Shabbat und heute ist der heilige Tag der Christen. Verteilt sich ganz gut...
Wir waren zum Gottesdienst in der der Erlöser-Kirche in Jerusalem, eine der größten und eindrucksvollsten Kirchen der Stadt, vor Allem auch auf Grund ihrer Schlichtheit. Relativ neu wurde sie erst Anfang des letzten Jahrhunderts vom Deutschen Kaiser erbaut. Naja, nicht von ihm persönich, Ihr wisst schon...
Ein Abendmahl in Jerusalem einzunehmen ist schon etwas sehr besonderes.
Gestern waren wir ja im angeschlossenen Kreuzgang, der quasi eine grüne Oase in der kalksteinfarbigen Innenstadt darstellt und haben da einem fantastischen Bläserquintett gelauscht, die eine Auswahl jüdischer Komponisten zum Besten gaben.
Die jerusalemer Gemeinde ist zwar nicht groß, aber dafür wird sie immer wieder durch Touristen und Pilger ergänzt, was zu einer sehr ausgewogenen Mischung führt. So etwas ist man aus einer deutschen Kirche auch nicht gewohnt.

Danach kauften wir uns einen frisch gepressten Orangensaft und spazierten etwas über die Dächer der Altstadt, bevor wir uns aufmachten, der Kneset einen Besuch abzustatten. Der Regierungsitz Israels ist dem alten Tempel nachempfunden und trotzdem nicht prunkvoll. Der Eintritt ist frei, man muss jedoch (natürlich) durch einen heftigen Securitycheck. Wobei, der Reichstag ist ja auch ziemlich tough gesichert. Allerdings stehen bei uns keine mit M16 bewaffneten Soldaten vor der Tür.
Wir haben eine gute, sogar kostenlose Führung bekommen. Besonders interessant fand ich das große Triptychon von Marc Chagall, das zwar ebenfalls von der Führerin besprochen wurde, für mich als Kunsistoriker jedoch zu kurz kam.

Nach diesem religiös-politischen Programm stärkten wir uns mit einem sehr leckeren Kosher-Burger (kommt trotzdem nicht an einen Fabi-Burger ran) in Ein Kerim, dem Naherholungsgebiet im Westen Jerusalems. Das ist wirklich sehr faszinierend: Auf der Ostseite der jerusalemer Hügel ist die sengende judäische Wüste, auf der Westseite liegen kanadische Wälder. Die Vegetation ändert sich hier massiv innerhalb von nur wenigen Kilometern. Man muss dazu aber auch sagen, dass manche Historiker die Aufforstung und Urbarmachung des Landes als eine der größten Kulturleistungen der Menschheit betrachten.
Auf jeden Fall war es sehr angenehm, nach der Hitze des Tages und dem Wüstenklima von Bethlehem (und besonders nach dem fetten Burger) einen kleinen Waldspaziergang zu machen.

Als wir dann den Checkpoint zurück nach Bethlehem passierten, kam es noch zu einer sehr amüsanten Episode, als der ältere Palästinenser im Wagen vor uns seinen Pass und seine "Permission" in einen Trichter warf, der in das Wachhäuschen hineinführte, dann anfing wild zu gestkulieren und zu lamentieren, schließlich ausstieg und erst mit den Fingern, später mit einem aus dem Kofferraum geholten Schraubenzieher versuchte, seinen verklemmten Pass ins Innere zu befördern. Schließlich verschwand auch der Schraubenzieher in dem Schlitz, was zu weiteren Gefühlsausbrüchen des Mannes beitrug. Doch nach einiger Zeit öffnete sich die Hitertür des Häuschens und eine hübsche Soldatin überreichte dem älteren Herrn feierlich seinen Pass und seinen Schraubenzieher.